Eine Woche Familie

Dieser Beitrag wurde verfasst von Lukas und Anja Hack

Jetzt sind sie schon 6 Monate weg von Baiertal und schon 4 Monate auf dem Wasser. Da wird es Zeit die Sehnsucht zu stillen und die Familie zu besuchen. Deshalb haben wir, Lukas, Anja und Lio (1), uns entschlossen nach Griechenland zu fliegen und eine Zeit lang mit Martina und Peter zu segeln.
Um 2:00 nachts geht es los nach Stuttgart.
Check-In und Sicherheitscheck verlaufen mit Kleinkind erstaunlich schnell und wir sind wie üblich viel zu früh am Gate. Zum Glück wurde der Trinkbecher von Lio auf Sprengstoff untersucht, sonst hätte ich nicht beruhigt fliegen können. Schlafen konnten wir alle drei nicht. Das erste Mal Fliegen ist für das Kind einfach zu aufregend. Ohne Beinfreiheit, immer wieder einnickend (wir, nicht das fröhlich vor sich hin brabbelnde Kind) und gerädert landen wir sicher am Flughafen Kavala „Alexander der Große“ und fahren mit dem Taxi zum Yachthafen. Wir laufen an den Molen vorbei und suchen nach Alina dem neuen Familienmitglied. Dann sehen wir Martina und Peter überrascht winken, weil sie noch nicht mit uns gerechnet haben. Der Empfang ist herzlich und wir freuen uns alle sehr, uns wieder zu sehen. Wir sind verblüfft, wie braun die beiden geworden sind. Richtig südländisch sehen sie aus.

Wir verstauen unser Zeug in der Vorschiffkabine und legen sofort ab, um in die nächstgelegene Bucht zu fahren für die Nacht. Bei der lauen Briese tuckern wir gemächlich dahin und lassen es nach der durchzechten Nacht ganz ruhig angehen. In der Bucht angekommen lassen wir den Anker fallen und fahren mit dem Dingi an Land, um einzukaufen. Abends grillen wir an Bord.

Am nächsten Morgen erfolgte die Überfahrt nach Thassos. Lio erweist sich sofort als potenzieller Seemann und Segler. Voller Neugier krabbelt er am Rand des Schiffes, der Gangway, entlang, hängt sich an die Seile der Großschot und hält interessiert Ausguck. Über ihm blähen sich die weißen Segel der Alina im Wind und tragen das Schiff gemächlich in Richtung Limenaria. Eine kleine Stadt im Süden von Thassos. Die letzten Seemeilen werden aufgrund einer flaute mit dem Motor bewältigt. Am frühen Nachmittag laufen wir in den kleinen und gemütlichen Hafen von Limenaria ein.

Das Schiff wird erkundet
Überfahrt nach Thassos
Kleiner Seemann ganz groß.

In der Nacht läutet die Natur Martinas Geburtstag mit Pauken und Trompeten ein. Der Wind prescht mit Spitzengeschwinden von 50 Knoten (92 km/h) durch das Rigg.

Wie gefesselte Tiere zerren die Schiffe an ihren Leinen, schaukeln hin und her und schlagen immer wieder aneinander. Gehalten von den starken und unerbittlichen Tauen. Die Fender quietschen unter der Belastung. Der auflandige Wind drückt die Schiffe unerbittlich auf die Mole und die Ankerketten knarren und ächzten. Alina liegt mit ihren 68 Meter Kette sicher, doch die Nachbarschiffe haben ganz schön zu kämpfen. Ein Nachbarboot muss über Nacht den Motor laufen lassen, um sich dadurch von der Mole abzudrücken, da der Anker nicht hält.

Der Regen peitscht von oben gegen den Decksalon und von unten klatschen die Wellen an den Rumpf.

Und inmitten dieses, sehr Respekt einflößenden, Konzertes der Natur sitzen wir um den Tisch, lassen die Korken knallen und die Gläser klirren. Wir feiern die beste Ehefrau, Mutter, Schwiegermutter und Oma.

Am nächsten Morgen ist der Spuck vorbei. Nur der Wind, der immer wieder das Tauwerk zum Vibrieren bringt, zeugt noch von der letzten Nacht. Der Regen ist versiegt, den Himmel verdeckt eine graue Wolkendecke, die aber nicht bedrohlich wirkt.

Die nächsten Tage erforschen wir mit unserem kleinen Entdecker die Insel. Wir fahren mit einem Mietauto zu einem mystischen Wasserfall, der wie sich dann herausstellte, gar nicht mehr so geheim ist. Jedenfalls nach den Menschenmassen zu urteilen die zum Wasserfall pilgern. Wir springen von 8 Metern Höhe in den Naturpool Giola. Hinein in die weißen Schaumkronen die die Brandung in den Pool schäumt.

Der Wasserfall
Giola. Der Sprung aus 8 Metern Höhe.

Tag für Tag wird es wieder wärmer und die Sonne kämpft sich immer weiter durch die Wolken, doch der Wind lässt nicht nach. Während die Charter- Crews um uns herum keine andere Wahl haben und sich dem starken Wind von immer noch ca. 25 Knoten stellen müssen, um ihr Schiff pünktlich wieder abzugeben, genießen wir die Vorteile eines Eigners. Wir legen noch zwei Strand Tage ein und erkennen den großen Vorteil der die Kombination Strand und Kind mit sich bringt. Kleine Kinderfüße tapsen über den Sand, begleitet von einem ständigen „Da da“ „Ja ja“ „Bebe“ und natürlich „Plumps“ wenn der Windelpopo in den weichen Sand plumpst. Mit Essen, Trinken, Handtüchern, Badesachen und einem Plastikeimer bewaffnet lässt sich Lio stundenlang am Strand beschäftigen. Steine in den Eimer rein, Steine wieder raus, Steine rein, und raus …..

Natürlich kommt auch der Badespaß nicht zu kurz.

Dann geht es endlich wieder aufs Meer. Früh morgens wird der Anker gelichtet und wenige Minuten später in einer Geschützen Bucht wieder fallen gelassen. Es wird eine Landleine gelegt und es beginnt ein wunderbarer entspannter Tag in einer Bucht, die nur vom Wasser zugänglich ist. Die alte Rettungsinsel wird ausgepackt und über Bord geworfen. Martina zieht an der Leine und mit einem leisten Knall pustet sich die schwarz/orangene Rettungsinsel auf. Mit viel Getöse springen wir von Bord und klettern in die Sicherheit bietende Insel. Ja gut, wir liegen in einer ruhigen Bucht ohne jeglichen Seegang bei strahlendem Sonnenschein. Aber in unserer Fantasie sind wir Schiffbrüchige auf hoher See die ums überlegen kämpfen und um ihr Leben „schwammen“ (Das Wasser mithilfe eines Schwammes aus der Rettungsinsel bekommen).

Unter einem Sternenklaren Himmel verbringen wir eine ruhige Nacht in der Bucht und lassen den schönen Tag ausklingen.

Nach der Nacht in der Bucht wollen wir die Insel Thassos halb umrunden, um uns noch die Hauptstadt von Thassos anzuschauen. 20 Knoten Wind und hohe Welle können uns nicht von dem Vorhaben abbringen. Wir gehen ins 2. Reff (Segelfläche verkleinert) und kreuzen an den Bohrinseln vorbei nach Nordosten. Alina legt sich in den Wind und das Wasser schöpft immer wieder über den Rand bis auf die Gangway. Der Wind in den Haaren und die Sonne im Gesicht jagen wir über die weißen Schaumkronen der Wellen. Wir stampfen bis zum Nachmittag gegen an und liegen um 15 Uhr im Hafen von Thassos an. Dort entsorgen wir die ausgediente Rettungsinsel und gehen mit Lio an den Strand.

Nach dem kurzen Aufenthalt in Thassos Hafen geht es auch schon wieder zurück nach Kavala. Mit achterlichem Wind schaukelt die Alina über das blaue Wasser. Lio turnt wieder begeistert an Deck herum und versucht sich auch am Steuer.

Wir legen an der mit Anemonen und Muscheln übersäten Mole an. Am letzten Abend gehen wir nochmal gut essen, Peter jagt mit Lio die Katzen, leider fangen sie jedoch keine.

Am nächsten Morgen geht der Flug zurück. Es waren wirklich 10 wunderschöne Tage voller Familien- Strand- und Segelspaß, die wir auf keinen Fallen missen wollen.

Wir kommen auf jeden fall gerne wieder und können es kaum erwarten.

Lukas, Anja und Lio